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GESELLSCHAFT FÜR GEBÄUDEDIAGNOSTIK, UMWELTANALYTIK UND UMWELTKOMMUNIKATION

Schimmelbildung in Innenräumen – Ursachenklärung

Schimmelbefall in Mietwohnungen führt regelmäßig zu Streit zwischen Mieter und Vermieter über die Ursachen. Insbesondere seit den erheblichen Energiepreissteigerungen heizen viele Nutzer zurückhaltender. Gleichzeitig wird aus Angst vor Wärmeverlust weniger gelüftet. Das führt zu kühleren Oberflächen und höherer Raumluftfeuchte – und damit steigt die Wahrscheinlichkeit der Schimmelbildung an den Innenoberflächen der Gebäudehülle.

Können bauliche Schäden wie von außen eindringende Feuchte oder Leitungswasserschäden als Ursache ausgeschlossen werden und tritt der Schimmelbefall an typischen Wärmebrücken der Außenhülle auf, verbleibt als Ursache der Schimmelbildung die bei der Wohnraumnutzung entstehende Feuchtigkeit. Diese kann an gegenüber der Raumluft kälteren Bauteiloberflächen zu einer kritischen Erhöhung der Oberflächenfeuchte führen. Das Schimmelrisiko steigt deutlich, wenn die Oberflächenfeuchte längere Zeit nahe 80 % r.F. liegt oder die Oberflächentemperatur weniger als etwa 2 – 3 °C über dem Taupunkt der Raumluft liegt.

Abgrenzung der Verantwortung für den Schimmelbefall

  • Vermieter müssen eine zum vertragsgemäßen Gebrauch geeignete Wohnung bereitstellen (einschließlich ausreichendem Wärme- und Feuchteschutz des Gebäudes).

  • Mieter müssen zumutbar lüften und heizen. Gerichte halten überzogene Lüftungsanforderungen (z. B. stündliches Lüften) regelmäßig für unzumutbar.

Die Beweisführung zur Abgrenzung der Verantwortungsbereiche ist komplex. Bauliche Mängel zeigen sich oft nur zeitweise und das Nutzerverhalten ist schwer objektiv zu erfassen. Hinzu kommt, dass Bestandsgebäude selten noch den ursprünglichen baulichen Zustand aufweisen. Der Nachweis des bauzeitlich geforderten Wärmeschutzes allein genügt daher nicht, um zu belegen, dass eine Wohnung zum bestimmungsgemäßen Gebrauch geeignet ist. 

Modernisierungsmaßnahmen wie z. B. die Umstellung von Einzelöfen auf Zentralheizung oder ein Fenstertausch verringern die unkontrollierte Luftinfiltration. Dies führt zu Energieeinsparung, reduziert aber die „automatische“ Entfeuchtung der Raumluft. Zudem weisen moderne Thermoverglasungen oft höhere Oberflächentemperaturen auf als angrenzende Außenwände, insbesondere an geometrischen Wärmebrücken. Eine erhöhte Raumluftfeuchte zeigt sich deshalb nicht mehr schadensfrei als Warnsignal am Beschlagen der Fenster, sondern häufig erst durch Schimmelbildung an kühlen Wandbereichen insbesondere an den geometrischen Wärmebrücken.

Grenzen von Ortsterminen und Thermographie

Die Klärung der „Schuldfrage“ ist komplex und selten im Rahmen eines einzigen Ortstermins möglich. Zwar lassen sich mit Infrarot-Thermographie typische Wärmebrücken schnell und flächig identifizieren und visualisieren. Die Bewertung dieser Wärmebrücken in Bezug auf die Verantwortung für einen Schimmelbefall ist jedoch nur sehr eingeschränkt möglich, weil sich Bauteiloberflächentemperaturen und Raumklima abhängig vom Außenklima (Außentemperatur, Sonneneinstrahlung, Wind) und vom Nutzerverhalten (Heizen, Lüften) dynamisch ändern. Eine Thermographieaufnahme ist damit immer nur eine Momentaufnahme, die in den meisten streitigen Fällen keine belastbaren Aussagen zur Dauer oder Häufigkeit kritischer Zustände sowie dem Einfluss des Nutzerverhaltens erlaubt.

Langzeitaufzeichnungen über Klimadatenlogger zur Verantwortlichkeitsklärung

Zur Klärung der Frage, ob die Ursache der Schimmelbildung primär in den Verantwortungsbereich der Mieter (z.B. Heizen oder Lüften) oder des Vermieters (z.B. fehlender Mindestwärmeschutz oder eine zu dichte Gebäudehülle, durch die nutzungsbedingt entstehende Feuchte nicht mit zumutbarem Aufwand abgelüftet werden kann) sind Langzeitaufzeichnungen von Raum- und Oberflächenklima notwendig - in der Regel über eine Dauer von 3 - 6 Wochen während der Heizperiode. 

Messung des Temperaturfaktors (fRsi)

Der Temperaturfaktor fRsi ist ein bauphysikalischer Kennwert, der beschreibt, wie „warm“ eine Innenoberfläche im Verhältnis zur Außen- und Raumlufttemperatur bleibt. Er erlaubt eine bauteilbezogene Aussage und ist im Wesentlichen ein Eigenschaftswert des Bauteils (Geometrie, Dämmung, Wärmebrücke) und damit Indikator für den Mindestwärmeschutz.

Häufig wird der Temperaturfaktor nur rechnerischen über angenommene Bauteileigenschaften ermittelt. In Bestandsgebäuden ist ein alleiniger rechnerischer Nachweis ohne Messungen im Regelfall jedoch unzureichend, weil der Bauteilaufbau nur unzureichend bekannt ist und lokale Einflüsse (z. B. Heizkörper, Möblierung, Luftbewegung) in vereinfachten Modellen nicht abgebildet werden. 

  • Für die messtechnische Ermittlung des Temperaturfaktors an der Innenoberfläche (fRsi) eines Bauteils sind Langzeitaufzeichnungen der Oberflächentemperatur an dieser Oberfläche, der Raumlufttemperatur und der Außentemperatur notwendig.

  • Zur Bewertung der ermittelten Temperaturfaktoren existieren mit DIN 4108‑2 und DIN EN ISO 13788 anerkannte Mindestanforderungen zur Vermeidung von Schimmelwachstum. Liegt der gemessene fRsi unter dem geforderten Minimum, spricht das für einen baulichen Mangel. Wird das geforderte Minimum eingehalten bzw. überschritten, deutet dies eher auf nutzungsbedingte Ursachen hin – dennoch müssen die tatsächlichen Feuchtebedingungen geprüft werden.

  • Die duale Messung an der kältesten Stelle und am Rand eines Schimmelbefall erlauben zudem eine differenzierte Betrachtung bei der Gewichtung der Verantwortlichkeiten (nicht optimales Nutzerverhalten trifft auf nicht optimale Bausubstanz).

  • Der gemessene Temperaturfaktor ist weitgehend nutzungsunabhängig, sofern die Wohnung beheizt wird und ein ausreichendes Temperaturgefälle zwischen innen und außen besteht. Für belastbare Ergebnisse ist eine ausreichende Temperaturdifferenz von zumindest 10°C zwischen Innen- und Außentemperatur notwendig. 

Beurteilung des Nutzerverhaltens (Lüftung und Beheizung)

Für die Beurteilung des Nutzerverhaltens ist es zusätzlich notwendig, den zeitlichen Verlauf von Oberflächentemperaturen/-feuchten aufzuzeichnen. Daraus ergeben sich u. a.:

  • Anzahl und Wirksamkeit von Lüftungsvorgängen im Messzeitraum (Reduktion der Feuchte in der Raumluft und an kritischen Oberflächen).

  • Bewertung, ob im Aufzeichnungszeitraum Bedingungen für Schimmelwachstum an Oberflächen vorlagen (z. B. Oberflächen r.F. ≥ 80 % über relevante Zeiträume oder Oberflächentemperatur nahe dem Taupunkt).

  • Über die Aufzeichnung der CO₂-Konzentration lassen sich zudem die Nutzungsintensität und der nutzungsunabhängige Luftwechsel abschätzen.

Fazit

Durch eine kombinierte Vorgehensweise mit sorgfältigen Feststellungen vor Ort und eine Langzeitaufzeichnung von Raumklima und Oberflächenzustand lassen sich bauliche und nutzungsbedingte Ursachen klar identifizieren und die Verantwortlichkeit für Schimmelbefall belastbar und nachvollziehbar bewerten.

Dienstleistung

Die anbus analytik GmbH bietet Langzeitaufzeichnungen von Raum und Oberflächenklima als akkreditiertes Verfahren neben Behörden und Gerichten auch für andere Sachverständige an. 

Tätigkeitsfelder

  • Gesundheitliche Beschwerden
  • Klärung der Ursache von Feuchtigkeits- und Schimmelschäden
  • Klärung der Schuldfrage (z.B. Mieter-Vermieter-Streitigkeiten)
  • Klärung der Herkunft von Wasserschäden über Isotopenanalysen
  • Sichtbare Feuchteschäden (Estrich, Wand, …)
  • Geruchsbelästigungen
  • Sanierungsplanung, Sanierungsbegleitung
  • Erstellen eines Leistungsverzeichnisses
  • Begutachtung und Beratung bezüglich Holzzerstörenden Pilze und Hausschwamm
  • Raumluftuntersuchungen Status-Quo, worst-case, Nutzungssimulation
  • Materialprobeuntersuchungen
  • Kontrolluntersuchungen zur Beurteilung und Freigabe von Sanierungen
  • Mykotoxinuntersuchungen
  • Schimmelpilzuntersuchungen im Archiv, Museum, am Arbeitsplatz

Normen

Arbeitsschutzgesetz: 

https://www.gesetze-im-internet.de/arbschg/

gesetzliche Bestimmungen Arbeitsplatz

DGUV Information 201-028

Raumluftuntersuchungen

  • "DIN ISO 16000-16 Teil 16 2009-12: Nachweis und Zählung von Schimmelpilzen – Probenahme durch Filtration)"             2009-12
  • "DIN ISO 16000-17 Teil 17 2010-06: Nachweis und Zählung von Schimmelpilzen - Kultivierungsverfahren"            2010-06
  • DIN ISO 16000-18 Teil 18 2012-01: Nachweis und Zählung von Schimmelpilzen - Probenahme durch Impaktion 2012-01
  • DIN EN ISO 16000-19 Teil 19 2014-12: Probenahmestrategie für Schimmelpilze              2014-12
  • "DIN ISO 16000-20 Teil 20 2015-11: Nachweis und Zählung von Schimmelpilzen – Bestimmung der Gesamtsporenanzahl"            2015-11
  • "WTA: Ziele und Kontrolle von Schimmelpilzschadensanierungen in Innenräumen. Merkblatt. 4-12. Ausgabe: 11.2016/D"     2016-11

Materialprobenahmen:

  • VDI 4300 Blatt 10 Messstrategie für Schimmelpilze (zurückgezogen)       2008-07
  • "DIN 10113-3, Bestimmung des Oberflächenkeimgehaltes auf Einrichtungs- und
  • Bedarfsgegenständen im Lebensmittelbereich - Teil 3: Semiquantitatives Verfahren mit nährbodenbeschichteten Entnahmevorrichtungen (Abklatschverfahren)"    1997-07
  • "DIN EN ISO 16000-19: Innenraumluftverunreinigungen - Teil 19: Probenahmestrategie für Schimmelpilze
  • (ISO/DIS 16000-19:2014-12)"      2014-12
  • "DIN ISO 16000-21: Nachweis und Zählung von Schimmelpilzen Probenahme
  • von Materialien (ISO/DIS 16000-21:2012(3))"      2014-05
  • VDI 4300 Blatt 13: Messen von Innenraumluftverunreinigungen; Durchführung mikroskopischer Analysen von Proben zur Beurteilung von mikrobiellem Wachstum an Oberflächen         in Vorbereitung

Feuchtigkeit

  • "DIN EN ISO 12570: Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Baustoffen und Bauprodukten – Bestimmung des Feuchtegehaltes durch Trocknen bei erhöhter Temperatur"   2018-07
  • "DIN EN 13183-2: Feuchtegehalt eines Stückes Schnittholz - Teil 2: Schätzung durch elektrische Widerstandsmessverfahren"   2002-07
  • "DIN EN 13183-3: Feuchtegehalt eines Stückes Schnittholz - Teil 3: Schätzung durch kapazitives Messverfahren"           2005-06
  • "DIN EN 13755: Prüfverfahren für Naturstein – Bestimmung der Wasseraufnahme unter atmosphärischem Druck"           2008-08
  • "WTA Merkblatt 4-12 – Ziele und Kontrolle von Schimmelpilzschadensanierungen in Innenräumen"        2016-11
  • WTA Merkblatt 4-11 Messung des Wassergehalts bzw. der Feuchte von mineralischen Baustoffen           2016-03
  • WTA Merkblatt 6-16 Technische Trocknung durchfeuchteter Bauteile: Planung, Ausführung und Kontrolle        2019-01
  • "DIN EN 13183-1, Ausgabe:2002-07
  • Feuchtegehalt eines Stückes Schnittholz - Teil 1: Bestimmung durch Darrverfahren; Deutsche Fassung EN 13183-1:2002"      2002-07
  • "WTA Merkblatt 4-11-02/D: Messung der Feuchte von mineralischen Baustoffen" 2016-03